Warum Familienunternehmen in der Nachfolge scheitern: Die unterschätzte Macht der Kommunikation

Erfahren Sie, warum mangelnde Kommunikation der Hauptgrund für gescheiterte Nachfolgen ist und wie Sie typische Kommunikationsfallen in Familienunternehmen vermeiden.

Dr. Markus Dirr

3 min lesen

Familienunternehmen scheitern in der Nachfolge selten an fehlender Kompetenz oder mangelndem Kapital. Sie scheitern an etwas viel Grundlegenderem: an fehlender oder falscher Kommunikation. Was oft als reine Formalität betrachtet wird, entscheidet tatsächlich über Erfolg oder Misserfolg der Übergabe.

Dieser Beitrag basiert auf dem Kapitel „Familienname als Marke: Wie Kommunikation Tradition und Unternehmenserfolg verbindet" von Alexander Bittner, Geschäftsführer einer Agentur für Kommunikation und Werbung, aus dem Buch „Lebenswerk mit Zukunft".

Die verhängnisvolle Kraft des Schweigens

Auch das Schweigen einer Führungskraft ist eine Botschaft – oft mit größerer Wirkung als das gesprochene Wort. Wird nicht kommuniziert, entsteht Raum für Spekulationen. Schweigen wird schnell als Unsicherheit oder gar Unfähigkeit interpretiert. Gerade in Familienunternehmen, in denen persönliche Beziehungen, Vertrauen und Verbindlichkeit eine zentrale Rolle spielen, ist Kommunikation ein entscheidender Erfolgsfaktor. Wenn die Nachfolgeregelung nur im engsten Kreis besprochen wird, wenn Mitarbeitende aus der Zeitung von einem Führungswechsel erfahren, wenn Geschäftspartner plötzlich mit neuen Ansprechpartnern konfrontiert werden – dann ist das Vertrauen nachhaltig beschädigt. Diese Kommunikationsdefizite lassen sich oft nicht mehr reparieren.

Die typischen Kommunikationsfallen in der Nachfolge

In der Praxis zeigen sich immer wieder die gleichen Muster, die Nachfolgeprozesse zum Scheitern bringen:

  • Zu späte Kommunikation: Die Entscheidung wird erst kommuniziert, wenn sie längst getroffen ist. Betroffene fühlen sich übergangen.

  • Unklare Botschaften: Es wird nicht deutlich, wer künftig welche Verantwortung trägt. Machtvakuum und Konflikte sind die Folge.

  • Fehlende Vision: Der Nachfolger kann nicht klar kommunizieren, wohin die Reise gehen soll. Mitarbeitende verlieren die Orientierung.

  • Ignorierte Stakeholder: Wichtige Gruppen wie langjährige Mitarbeitende oder Schlüsselkunden werden nicht rechtzeitig eingebunden.

  • Widersprüchliche Signale: Der Übergeber sagt A, der Nachfolger B. Die Organisation weiß nicht mehr, wem sie folgen soll.

Warum professionelle Kommunikation oft fehlt

Viele Familienunternehmer haben ihr Unternehmen durch fachliche Exzellenz aufgebaut – durch Ingenieurskunst, handwerkliches Können oder kaufmännisches Geschick. Kommunikation wurde oft als „nice to have" betrachtet, nicht als strategische Kernaufgabe. Diese Haltung rächt sich in der Nachfolge. Denn während operative Exzellenz über Jahrzehnte aufgebaut wurde, mangelt es an Erfahrung und Strukturen für die Kommunikation eines so fundamentalen Wandels wie der Nachfolge. Hinzu kommt: In Familienunternehmen werden viele Dinge „im kleinen Kreis" besprochen. Diese informelle Kommunikation funktioniert im Tagesgeschäft – in der Nachfolge braucht es aber professionelle, strukturierte Kommunikation.

Die Besonderheit persönlicher Beziehungen im Mittelstand

Im deutschen Mittelstand hängt das Vertrauen in ein Unternehmen zu großen Teilen an den handelnden Personen – anders als bei Großkonzernen, wo wirtschaftliche Kennzahlen mehr zählen. Geschäftspartner kennen sich oft persönlich, die Beziehungen sind gewachsen und basieren auf langjähriger Verlässlichkeit. Ein Führungswechsel ist daher nicht nur eine wirtschaftliche, sondern vor allem eine kommunikative Herausforderung. Wenn langjährige Geschäftsbeziehungen auf persönlichem Vertrauen beruhen, muss dieses Vertrauen aktiv auf den Nachfolger übertragen werden. Das geschieht nicht automatisch – es braucht bewusste, professionelle Kommunikation.

Die emotionale Dimension der Nachfolgekommunikation

Nachfolge ist kein rein rationaler Prozess. Es geht um Lebenswerke, Identität, Generationenkonflikte und unausgesprochene Erwartungen. Diese emotionale Dimension wird in der Kommunikation oft ausgeblendet – mit schwerwiegenden Folgen. Der Übergeber muss loslassen können – emotional wie faktisch. Der Nachfolger muss sich Legitimation erarbeiten und gleichzeitig seinen eigenen Weg finden. Langjährige Mitarbeitende müssen sich auf neue Führung einstellen. All das sind emotionale Prozesse, die kommunikativ begleitet werden müssen. Wenn diese emotionale Dimension ignoriert wird, brechen Konflikte auf, die den gesamten Nachfolgeprozess gefährden können.

Was erfolgreiche Nachfolgekommunikation ausmacht

Erfolgreiche Familienunternehmen gehen die Nachfolgekommunikation strukturiert und professionell an. Sie verstehen, dass Kommunikation kein Anhängsel, sondern ein strategischer Erfolgsfaktor ist. Folgende Elemente zeichnen erfolgreiche Nachfolgekommunikation aus: frühzeitiger Beginn, strukturierter Prozess, klare Botschaften, alle Stakeholder im Blick, Authentizität und Kontinuität über die Übergabe hinaus.

Die Rolle externer Unterstützung

Viele erfolgreiche Familienunternehmen holen sich für die Nachfolgekommunikation externe Unterstützung. Kommunikationsagenturen bringen nicht nur handwerkliches Know-how mit, sondern auch den wertvollen externen Blick. Sie sehen blinde Flecken, die Insider übersehen. Sie können sensible Themen ansprechen, die intern tabu sind. Und sie bringen Erfahrung aus anderen Nachfolgeprozessen mit, von der das Unternehmen profitieren kann. Diese externe Perspektive ist oft der entscheidende Unterschied zwischen einer Nachfolge, die gelingt, und einer, die scheitert.

Das Buch „Lebenswerk mit Zukunft" ist einzigartig, weil es genau diesen externen Blick bietet – nicht von einem Autor, sondern von 14 erfahrenen Experten, die zusammen hunderte Nachfolgeprozesse begleitet haben. Von Psychologie über Kommunikation bis zu M&A und Recht.

Den vollständigen Originalbeitrag von Alexander Bittner findest du im Buch „Lebenswerk mit Zukunft" und einen kostenlosen Auszug findest du unter www.Lebenswerk-mit-Zukunft.de

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