Steuerfallen bei Managerbeteiligungen: Die Dry-Income-Problematik und wie Sie sie vermeiden

Managerbeteiligungen können zur Steuerfalle werden. Erfahren Sie, wie die Dry-Income-Problematik entsteht und welche Lösungen wie § 19a EStG und Hurdle Shares wirklich funktionieren.

Dr. Markus Dirr

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Eine der größten Herausforderungen bei Managerbeteiligungen ist die sogenannte Dry-Income-Problematik – ein Thema, das viele Familienunternehmen unterschätzen und das zum Scheitern des Beteiligungsmodells führen kann. Kristina Schneider beleuchtet in ihrem Beitrag im Buch „Lebenswerk mit Zukunft", wie diese Steuerfalle entsteht und wie man sie umgeht.

Die Dry-Income-Problematik entsteht, wenn ein Manager Geschäftsanteile zu einem vergünstigten Preis erwirbt. Der finanzielle Vorteil muss als verdeckter Arbeitslohn versteuert werden. Das Tückische: Der Manager zahlt Steuern auf einen Gewinn, den er nie als liquide Mittel erhalten hat. Er muss die Steuerlast aus eigenen Mitteln begleichen, zusätzlich zum Kaufpreis.

Ein Beispiel: Ein Manager erwirbt 10 Prozent der GmbH-Anteile für 100.000 Euro, Marktwert 500.000 Euro. Der geldwerte Vorteil von 400.000 Euro wird als Arbeitslohn versteuert – mit bis zu 45 Prozent kann die Steuerlast über 200.000 Euro betragen. Geld aus eigener Tasche, obwohl er die Anteile noch nicht verkauft hat.

Die gute Nachricht: Es gibt Lösungen. Die wichtigste ist § 19a EStG, der für bestimmte Unternehmen die Besteuerung auf den Zeitpunkt der tatsächlichen Veräußerung verschiebt. Nicht alle Familienunternehmen erfüllen die Kriterien – daher braucht es Alternativen.

Eine clevere Lösung sind Hurdle Shares – echte Geschäftsanteile mit negativer Liquidationspräferenz. Bei Unternehmensverkauf wird vom Veräußerungserlös der Wert abgezogen, den der Anteil beim Erwerb hatte. Der Manager profitiert nur vom Wertzuwachs, den er selbst erarbeitete.

Der entscheidende Vorteil: Hurdle Shares werden vom Finanzamt nicht als Arbeitslohn, sondern als Kapitalertrag behandelt. Die Dry-Income-Problematik entfällt. Der Manager zahlt erst Steuern, wenn er tatsächlich Geld erhält – beim Verkauf. Die Steuerlast ist dann nur 25 Prozent Abgeltungsteuer auf den tatsächlichen Wertzuwachs.

Aber Hurdle Shares haben Herausforderungen: Die Gestaltung ist rechtlich komplex und erfordert eine Gesellschaftervereinbarung. Es besteht ein Bewertungsrisiko – bei falscher Bewertung droht dennoch die Einordnung als geldwerter Vorteil.

Eine weitere Variante sind ESOPs – Employee Stock Option Programs. Mitarbeiter bekommen die Option, Anteile zu einem vorab festgelegten Kurs zu erwerben. Vergünstigte Versteuerung mit Abgeltungssteuersatz ist möglich. Nachteilig: Auch hier kann die Dry-Income-Problematik auftreten. Bei GmbH ist notarielle Beurkundung notwendig.

Die steuerliche Behandlung unterscheidet sich fundamental. Bei Bonus-Systemen und Exit-Boni wird volle Lohnsteuer fällig – bis 45 Prozent plus Solidaritätszuschlag. Bei VSOPs ebenfalls volle Lohnsteuer. Bei echten Beteiligungen nur 25 Prozent Abgeltungsteuer auf Veräußerungsgewinne.

Die zentrale Frage: Fällt das Unternehmen in den Anwendungsbereich von § 19a EStG? Wenn nicht: Hat der Geschäftsführer liquide Mittel für den verdeckten Arbeitslohn oder sollten Hurdle Shares in Betracht gezogen werden?

Dr. Markus Dirr warnt: „Die häufigsten Fehler sind zu komplizierte Strukturen. Mein Tipp: Einfach anfangen, später verfeinern." Die steuerliche Optimierung sollte wichtig sein, aber nicht zum Selbstzweck werden. Die Beteiligung muss verständlich und fair sein.

Idealerweise lässt man sich fachkundig beraten und das Programm professionell ausarbeiten, um bei der nächsten Steuererklärung keine böse Überraschung zu erleben. Die Investition in Beratung zahlt sich mehrfach aus.

Den vollständigen Originalbeitrag von Kristina Schneider findest du im Buch „Lebenswerk mit Zukunft" und einen kostenlosen Auszug findest du unter www.Lebenswerk-mit-Zukunft.de

Warum dieses Buch unverzichtbar ist: Kristina Schneider verbindet in ihrem Beitrag juristische Präzision mit Praxistauglichkeit. Zusammen mit den anderen 13 Experten im Buch erhalten Sie das komplette Spektrum von rechtlichen Strukturen über steuerliche Optimierung bis zu psychologischen Erfolgsfaktoren – authentisch, differenziert und sofort umsetzbar.

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