Nachfolger zwischen Erwartungen: Strategisch führen in Familienunternehmen
Wie Nachfolger erfolgreich zwischen familiären Erwartungen und professionellen Standards navigieren. Konkrete Strategien für die nächste Generation mit Praxisbeispiel.
Dr. Markus Dirr
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„Mein Vater erwartet, dass ich modernisiere. Aber sobald ich konkrete Vorschläge mache, kommen die Bedenken: Das haben wir noch nie so gemacht." Diese Aussage zeigt ein typisches Dilemma: Nachfolger stehen im Spannungsfeld zwischen widersprüchlichen Erwartungen.
Einerseits sollen sie das Unternehmen in die Zukunft führen und digitalisieren. Andererseits sollen sie die Familientradition bewahren und niemanden vor den Kopf stoßen. Dieser Beitrag basiert auf dem Kapitel „Zwei Strategien, ein Chaos?" von Dr. Markus Dirr aus dem Buch „Lebenswerk mit Zukunft" und zeigt, wie Nachfolger erfolgreich mit diesem Spannungsfeld umgehen.
Das Dilemma verstehen: Zwei Strategieebenen
Die Grundherausforderung liegt in der Vermischung zweier Strategieebenen. Die Familienstrategie definiert, warum die Familie Unternehmer ist. Die Unternehmensstrategie legt fest, wie das Unternehmen erfolgreich sein kann.
Werden diese nicht klar getrennt, entsteht Chaos. Nachfolger bekommen widersprüchliche Signale und können es niemandem recht machen. Die gute Nachricht: Wer beide Strategieebenen versteht und gestaltet, kann aus dem Dilemma einen strategischen Vorteil machen.
Die Familienstrategie als Orientierung
Bevor Nachfolger die Unternehmensstrategie gestalten können, müssen sie die Familienstrategie verstehen und mitgestalten. Das bedeutet, die richtigen Fragen zu stellen: Was macht uns als Unternehmerfamilie aus? Welche Werte sind uns wichtig? Was wollen wir langfristig erreichen?
Diese Fragen haben konkrete Auswirkungen. Eine Familie, die sich als Innovationsführer versteht, entscheidet anders über Forschung als eine, die sich als Qualitätsanbieter positioniert. Nachfolger sollten diese Diskussion aktiv einfordern. Oft existiert die Familienstrategie nur implizit. Sie muss explizit gemacht, diskutiert und dokumentiert werden.
Die eigene Position finden
Nachfolger müssen ihre Position definieren: Welche Rolle will ich spielen? Welche Verantwortung bin ich bereit zu übernehmen? Was ist meine Vision? Diese Klarheit ist die Grundlage für Legitimation. Nachfolger können nicht erwarten, automatisch akzeptiert zu werden. Sie müssen sich ihre Position erarbeiten, durch Kompetenz, Engagement und die Fähigkeit, verschiedene Interessen zu integrieren.
Praktische Werkzeuge zur Verzahnung
Erfolgreiche Nachfolger nutzen konkrete Werkzeuge. Der strukturierte Strategiedialog ist ein bewährtes Instrument. In regelmäßigen Sitzungen kommen Familie, Geschäftsführung und eventuell Beirat zusammen.
Entscheidungsmatrizen machen transparent, nach welchen Kriterien entschieden wird. Welche Faktoren sind wichtig? Wer hat das letzte Wort? Diese Klarheit verhindert emotionale Diskussionen. Governance-Strukturen wie ein Beirat helfen, die Balance zu finden.
Die häufigsten Fallstricke
Der erste Fehler ist, zu schnell zu viel zu verändern. Wer alles umkrempeln will, verliert die Unterstützung. Besser: zunächst verstehen, warum Dinge so sind. Der zweite Fehler ist, sich zu sehr anzupassen. Wer nur noch das tut, was die Seniorgeneration will, bringt keine Impulse ein. Die Balance: Respekt für Tradition zeigen und gleichzeitig mutig Veränderungen vorantreiben.
Der dritte Fehler ist, Konflikte zu vermeiden. Unterschiedliche Meinungen sind produktiv, wenn sie konstruktiv ausgetragen werden. Der vierte Fehler ist, alleine zu agieren. Erfolgreiche Nachfolger bauen sich ein Netzwerk auf und suchen Mentoren.
Eine erfolgreiche Transformation
Die Juniorchefin eines Maschinenbauunternehmens stand vor der Digitalisierung. Sie begann mit einer Klärung der Familienstrategie. In moderierten Gesprächen entwickelte die Familie ein gemeinsames Verständnis. Damit hatte sie ein klares Mandat. Basierend darauf entwickelte sie eine professionelle Unternehmensstrategie mit externen Beratern. Sie kommunizierte transparent und band die Familie ein. Das Ergebnis: Die Transformation war erfolgreich, weil alle an einem Strang zogen.
Fünf Erfolgsfaktoren
Klarheit über beide Strategieebenen. Nur wer beide versteht, kann sie verzahnen
Kommunikation als Kernkompetenz. Zwischen verschiedenen Welten übersetzen
Respekt für Tradition bei Mut zur Veränderung. Die Balance ist entscheidend
Aufbau eines Netzwerks. Mentoren und Austausch sind unverzichtbar
Kontinuierliche Weiterentwicklung. Lernbereitschaft ist entscheidend
Die Nachfolge ist eine einzigartige Chance. Nachfolger können langfristig denken, Werte leben und wirklich etwas bewegen. Wer diese Verantwortung ernst nimmt und beide Strategieebenen gestaltet, kann ein zukunftsfähiges Unternehmen schaffen.
Was „Lebenswerk mit Zukunft" besonders macht
„Lebenswerk mit Zukunft" bietet wertvolle Einblicke aus der externen Perspektive. Die 14 Autoren haben hunderte Nachfolgeprozesse begleitet und zeigen ehrlich, was funktioniert. Das Buch adressiert gleichermaßen Eigentümer, Nachfolger und externe Geschäftsführer mit konkreten Handlungsempfehlungen.
Den vollständigen Originalbeitrag „Zwei Strategien, ein Chaos?" von Dr. Markus Dirr findest du im Buch „Lebenswerk mit Zukunft" und einen kostenlosen Auszug findest du unter www.Lebenswerk-mit-Zukunft.de
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