Nach dem Eigentümer-Veto: Konstruktive Reaktionsstrategien und Kompromisslösungen für Familienunternehmen

Was tun, wenn das Veto bereits ausgesprochen wurde? Bewährte Strategien für externe Geschäftsführer und Nachfolger, um aus Vetos Chancen zu machen und bessere Entscheidungen zu treffen.

Dr. Markus Dirr

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Trotz präventiver Maßnahmen lässt sich nicht jedes Eigentümer-Veto vermeiden. Doch auch nach einem Veto gibt es konstruktive Wege. Die richtige Reaktion kann aus einer vermeintlichen Niederlage eine Chance machen.

Dieser Beitrag basiert auf dem Kapitel "Wenn das Eigentümer-Veto kommt" von Dr. Markus Dirr aus dem Buch "Lebenswerk mit Zukunft". Als externer Geschäftsführer zeigt Dr. Dirr, wie man produktiv mit Vetos umgeht.

Die erste Reaktion: Ruhe bewahren und Verständnis signalisieren

Die unmittelbare Reaktion ist entscheidend. Der größte Fehler: sofort in Verteidigungshaltung gehen. Stattdessen sollten externe Geschäftsführer und Nachfolger aktiv zuhören. Lassen Sie die Eigentümer ihre Bedenken vollständig artikulieren. Oft offenbaren sich die eigentlichen Gründe.

Nachfragen, um zu verstehen: "Welcher Aspekt ist für Sie am kritischsten?" signalisiert echtes Interesse. Anerkennen Sie die Berechtigung der Sorgen. Vermeiden Sie emotionale Reaktionen. Bitten Sie um Bedenkzeit. 24 Stunden erlauben allen, rational zu reflektieren.

Kompromisslösungen erarbeiten

In Familienunternehmen geht es um sachliche Entscheidungen und Beziehungen. Bewährte Strategie: Ursachenanalyse – Was ist der eigentliche Kern? Oft wird nicht die gesamte Entscheidung abgelehnt, sondern nur bestimmte Aspekte. Die Entwicklung kreativer Alternativvorschläge folgt. Häufig erfolgreich ist die stufenweise Implementation: Pilotprojekte mit begrenztem Umfang bieten Sicherheit. Elegant ist die Integration traditioneller Elemente in neue Konzepte.

Erfolgsgeschichte: Das Brauerei-Beispiel

Eine Traditionsbrauerei engagierte einen externen CEO zur Modernisierung. Der Plan, das traditionelle Pilsner neu zu positionieren, stieß auf Widerstand: "An unserem Bier wird nicht gerüttelt."

Statt zu kämpfen, entwickelte der CEO eine Dual-Strategie. Das traditionelle Bier blieb als "Original" unverändert. Gleichzeitig wurde ein Innovation-Lab gegründet, das eine Craft-Bier-Linie für jüngere Zielgruppen entwickelte. Ergebnis: Das Original gewann an Profil, die Craft-Linie erschloss neue Märkte. Der Eigentümer wurde vom Kritiker zum Unterstützer. Diese Lösung war möglich, weil der CEO das Veto als Impuls verstand.

Misserfolgsbeispiel: Ignorierter Eigentümerwille

Ein Industrieunternehmen wollte Produktion ins Ausland verlagern. Der Geschäftsführer erhielt eine Beiratsmehrheit, ignorierte aber Vorbehalte des Senior-Eigentümers. Als dieser sein Veto einlegte, waren bereits Verträge geschlossen.

Folgen: Finanzielle Verluste im siebenstelligen Bereich, Reputationsschäden, Führungskrise. Der Geschäftsführer verließ das Unternehmen sechs Monate später. Diese Katastrophe wäre vermeidbar gewesen. Das Beispiel zeigt: Formale Mehrheiten reichen nicht gegen den erklärten Willen eines Hauptgesellschafters.

Krisenmanagement: Wenn das Veto Schaden anrichtete

Manchmal kommt ein Veto zu spät, Ressourcen sind bereits investiert. Professionelles Krisenmanagement umfasst: transparente Kommunikation, klare Benennung der Konsequenzen, gemeinsame Verantwortungsübernahme und "Damage Control"-Maßnahmen. Langfristig sollte die Krise als Lernchance genutzt werden.

Ein Veto ist nicht zwangsläufig Scheitern. Richtig bearbeitet, kann es zu besseren Entscheidungen führen, die operative Expertise und langfristige Perspektive berücksichtigen. Die Kunst liegt darin, das Eigentümer-Veto als Charakteristikum zu sehen, das zum Wettbewerbsvorteil werden kann.

Den vollständigen Originalbeitrag findest du im Buch „Lebenswerk mit Zukunft" und einen kostenlosen Auszug findest du unter www.Lebenswerk-mit-Zukunft.de

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