Echte Beteiligung oder virtuelles Modell? Die richtige Wahl für Familienunternehmen

Von Bonus-Systemen über VSOPs bis zu echten Geschäftsanteilen: Welche Beteiligungsform passt zu Ihrer Strategie? Praxisnahe Entscheidungshilfe für Familienunternehmen mit allen Vor- und Nachteilen.

Dr. Markus Dirr

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Die Frage nach der richtigen Beteiligungsform spaltet Familienunternehmen. Sollen echte Geschäftsanteile gewährt werden – oder reichen virtuelle Modelle? Die Antwort ist komplex, wie Kristina Schneider in ihrem Beitrag im Buch „Lebenswerk mit Zukunft" darlegt.

Bei der direkten Beteiligung erwirbt der Manager Geschäftsanteile am Unternehmen. Er wird echter Gesellschafter mit Stimmrechten und Informationsrechten – vom Mitarbeiter zum Miteigentümer. Der Manager profitiert vom Wertzuwachs der Anteile. Veräußerungserlöse werden mit dem Abgeltungssteuersatz von 25 Prozent versteuert – ein erheblicher steuerlicher Vorteil.

Die Vorteile: Der Manager trägt echtes unternehmerisches Risiko und profitiert direkt vom Wertzuwachs. Die Herausforderungen: Nicht alle Informationen möchten Eigentümer mit allen Gesellschaftern teilen. Bei GmbH-Anteilen entsteht erhöhter Aufwand durch notarielle Beurkundung. Der Manager kann sein investiertes Kapital verlieren.

Die Alternative sind virtuelle Beteiligungen wie VSOPs – Virtual Share Option Plans. Die Gesellschaft schließt einen schuldrechtlichen Vertrag, der eine Beteiligung wirtschaftlich nachbildet. Eine echte Beteiligung erhält der Mitarbeiter nicht. Die Begünstigten bekommen im Exit-Fall einen Anteil am Verkaufserlös.

Der Vorteil: Mitarbeiter erhalten keine Gesellschafterrechte. Ein VSOP kann dennoch das Gefühl auslösen, am Unternehmen beteiligt zu sein. Der Abschluss ist formfrei, es gibt unbegrenzte Gestaltungsmöglichkeiten. Der Nachteil: Versteuerung mit bis zu 45 Prozent Lohnsteuer zuzüglich Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer.

Eine clevere Lösung sind Hurdle Shares – echte Geschäftsanteile mit negativer Liquidationspräferenz. Bei Unternehmensverkauf wird vom Veräußerungserlös der Wert abgezogen, den der Anteil beim Erwerb hatte. Der Manager profitiert nur vom Wertzuwachs, den er selbst mit erarbeitet hat.

Bei der mittelbaren Beteiligung wird eine Kommanditgesellschaft zwischengeschaltet, die die Anteile am Hauptunternehmen hält. Dies verhindert Zersplitterung und reduziert die Komplexität von Gesellschafterversammlungen.

Dr. Bernd Müssig betont: „Manager mit echten Anteilen denken disruptiv, nicht nur operativ. Pure Bonus-Systeme fördern Quartalsdenken. Echte Beteiligung fördert Jahrzehntdenken."

Die Entscheidungsmatrix erfolgt in drei Stufen: Die Grundsatzentscheidung – was ist das primäre Ziel? Kurzfristige Motivation bedeutet Bonus-Systeme. Exit mittelfristig geplant bedeutet Exit-Bonus oder VSOP. Langfristige Partnerschaft bedeutet echte Beteiligung. Stufe zwei prüft Rahmenbedingungen – Liquidität, Dry-Income-Problematik, Anzahl der Beteiligungen. Stufe drei verfeinert – individuelle Anpassung, Interessenlage, steuerliche Optimierung.

Die richtige Mitarbeiterbeteiligung ist individuell zu beantworten. Idealerweise lässt man sich fachkundig beraten und das Programm professionell ausarbeiten.

Den vollständigen Originalbeitrag von Kristina Schneider findest du im Buch „Lebenswerk mit Zukunft" und einen kostenlosen Auszug findest du unter www.Lebenswerk-mit-Zukunft.de

Was dieses Buch einzigartig macht: Kristina Schneider bringt als Rechtsanwältin mit M&A- und Private-Equity-Fokus die juristische Präzision, während andere Autoren psychologische, strategische und operative Perspektiven beisteuern. Diese Multiperspektivität macht „Lebenswerk mit Zukunft" zum unverzichtbaren Begleiter für alle Beteiligungsfragen.

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